Bodenschutz beim Netzausbau

 

Bodenschutzbelange – u.a. auch der Schutz von Bodenlebewesen wie dem Maulwurf – sind besonders bei der Verlegung von Erdkabeln zu berücksichtigen. Foto: R_by_Peter Hill_pixelio.de

Bodenschutzbelange – etwa der Schutz von Bodenlebewesen wie dem Maulwurf – sind besonders bei der Verlegung von Erdkabeln zu berücksichtigen. Foto: R_by_Peter Hill_pixelio.de

Stromnetze auszubauen belastet immer auch die Böden und deren Ökosysteme. Entscheidend ist, diese Auswirkungen so gering wie möglich zu halten. Voraussetzung dafür ist die sorgfältige und fachkundige Erfassung der betroffenen Böden und ihrer Funktionen für die natürliche Bodenfruchtbarkeit, als Ausgleichskörper im Wasserkreislauf, als Filter und Puffer für Schadstoffe, als Sonderstandort für naturnahe Vegetation sowie als Archiv der Natur- und Kulturgeschichte.

Liegen die entsprechenden Daten vollständig vor, kann eine sorgfältige Planung die Belastung erheblich minimieren.

 

Dauerhafte Effekte bei Freileitungen

Bei Freileitungen belasten vor allem die Fundamente der Masten die Böden dauerhaft. Entscheidend ist hierbei, durch eine kluge Trassenwahl besonders empfindliche Böden zu schonen und die Masten vor allem auf vorbelasteten und weniger sensiblen Böden zu errichten. Auch für die Baustellen-Zufahrtswege braucht es eine bodenökologische Baubegleitung und bodenschonende Ausführung.

Zu beachten ist hierbei auch, dass Fundamente den Wasserhaushalt des Bodens stören können, etwa durch Drainage-Effekte.

 

Dauerhafte Effekte bei Erdkabeln

Bei der Verlegung von Erdkabeln ist der Boden auf der gesamten Länge der Trasse betroffen. Die im Bereich des Verteilnetzausbaus eingesetzten 110-kV-Erdkabel werden in der Regel in offener Grabenbauweise verlegt. Das bedeutet, dass das Baufeld auf der gesamten Länge zunächst freigeräumt wird. Meist werden zwei parallel verlaufende Kabelgräben ausgehoben, zwischen denen ein Sicherheitsabstand einzuhalten ist.

 

Beispielhafte Darstellung eines Erdkabelgrabenprofils. Grafik: Sofia Bonhaus

Beispielhafte Darstellung eines Erdkabelgrabenprofils. Grafik: Sofia Bonhaus

 

Die Kabel werden in ein Sandbett gelegt. Eine darauf liegende Betonplatte und Warnbänder schützen vor Beschädigungen. Die Ausführung der Gräben kann im Einzelfall von diesen Regelgrabenprofilen abweichen. Befindet sich die Baustelle in einem grundwassernahen Bereich, muss für den Zeitraum der Bauarbeiten das Grundwasser abgesenkt werden.

Erdkabeltrassen verursachen eine dauerhafte Störung der Böden auf der gesamten Trassenlänge. Je nach Bodentyp sind diese Störungen mehr oder weniger gravierend – auch hier gilt es daher, möglichst frühzeitig eine naturverträgliche Trassenführung zu wählen.

Naturschutzfachlich besonders kritisch sind Erdkabel in Feucht- und Moorgebieten aufgrund der Drainagewirkung der Trasse. Dieser ist aktiv durch geeignete Staumaßnahmen entgegenzuwirken, um eine dauerhafte Entwässerung der Flächen zu vermeiden.

 

Effekte während der Bauzeit

Mit Erdkabeln können einige Konflikte vermieden werden - wenn auch nicht alle. Foto: Dialogforum

Mit Erdkabeln können einige Konflikte vermieden werden – wenn auch nicht alle. Foto: Dialogforum

Eine zeitlich begrenzte Bodenbelastung tritt während der Bauzeit auf. So werden Bodenorganismen beispielsweise direkt geschädigt. Dauerhaft werden Böden durch die Störung der natürlichen Schichtung sowie durch Bodenverdichtung insbesondere bei feuchten Bodenverhältnissen in Mitleidenschaft gezogen. Insbesondere in Feucht- und Moorgebieten können Drainage-Effekte das Ökosystem langfristig beeinträchtigen. Eine bodenschonende Bauausführung, wie sie in verschiedenen DIN-Normen definiert wird, kann die Schäden durch die Bauarbeiten erheblich minimieren.

Dazu zählen beispielsweise:

  • eine fach- und naturschutzgerechte Verwertung des Bodenaushubs
  • Lagerung des Aushubs getrennt nach Bodenhorizonten und Wiederverfüllung in gleicher Schichtung
  • Verzicht auf künstliches Kabelbett und Verwendung des Originalbodens als Bettungsmaterial vor allem bei Sandböden
  • Temporäre Baustraßen vermindern Bodenverdichtungen und werden nach dem Ende der Bauphase wieder vollständig entfernt. Foto: Netze BW

    Temporäre Baustraßen vermindern Bodenverdichtungen und werden nach dem Ende der Bauphase wieder vollständig entfernt. Foto: Netze BW

    Minderung der Bodenverdichtung durch den Einsatz von temporären, wieder entfernbaren Baustraßen ggf. mit Geotextilien

  • Festsetzung von Bauzeiten (zum Beispiel Ausschluss von Arbeiten bei feuchten Bodenverhältnissen und in Brut- und Setzzeiten im Trassenbereich)
  • in sensiblen Bereichen Kabelverlegung durch Horizontal- und Spülbohrverfahren etwa zur Unterquerung von Fließgewässern
  • Verhinderung des ungewollten Abflusses von Grund- und Oberflächenwasser durch temporäre Sperren

 

Grundsätzliche Fragestellungen

Beeinträchtigungen konkreter Standorte können im Einzelfall durch die Wahl einer alternativen Trassenführung oder im Fall von Erdkabeln durch die Verlegung in Wegeparzellen minimiert werden.

Die Beantwortung der folgenden Fragen hilft bei der Minimierung von Eingriffen in den Boden:

  • Ist die Flächeninanspruchnahme des Projektes bedarfsgerecht? Kann das Projekt mit einer geringeren Flächeninanspruchnahme realisiert werden?
  • Kann die Trasse mit anderen linienhaften Infrastruktureinrichtungen gebündelt werden?
  • Kann die Trasse so geführt werden, dass keine wertvollen und unbelasteten Böden, sondern schon vorbelastete Böden in Anspruch genommen werden?
  • Sind Vorsorgemaßnahmen geplant, die Bodenbeeinträchtigungen minimieren?