Vogelschutz beim Netzausbau

 

Vögel sind durch verschiedene Auswirkungen von Freileitungen betroffen. Sie gelten als das am stärksten beeinträchtigte Schutzgut beim Netzausbau.

Wesentliche negative Auswirkungen für Vögel ergeben sich vor allem durch

 

Millionenfache Kollision an Freileitungen

 

Graureiher im Flug | Foto: NABU/Tom Dove

Graureiher und andere Großvögel sind besonders gefährdet. Foto: NABU/Tom Dove

 

In Deutschland sterben jährlich 1,5 bis 2,8 Millionen Vögel allein durch Kollisionen an Freileitungen. Dabei nicht mit einbezogen sind diejenigen Vögel, die an Mittel- und Niederspannungsleitungen kollidieren oder durch Stromtod umkommen.

Das Kollisionsrisiko entsteht vor allem dadurch, dass die Seile nicht oder zu spät gesehen werden. Das ist insbesondere bei den dünnen, meist von Mastspitze zu Mastspitze geführten Blitzschutz- oder Erdseilen der Fall. Selbst wenn die Vögel die dickeren Leiterseile noch erkennen, weichen sie meist nach oben aus und kollidieren dann mit dem Blitzschutzseil.

 

 

Gefährdungsfaktoren

 

Lebensraum mit erhöhtem Kollisionsrisiko. Foto: Michael Sauer

Lebensraum mit erhöhtem Kollisionsrisiko. Foto: Michael Sauer

Potentiell sind alle Vögel gefährdet. Im Einzelfall unterscheidet sich das Risiko jedoch erheblich. So sind beispielsweise Rast- und Zugvögel stark gefährdet, weil sie die Umgebung nicht kennen. Großvögel wie Störche und Reiher sowie Wasservögel wie Gänse und Enten sind besonders oft betroffen. Auch Vögel, die vor allem nachts ziehen, kollidieren besonders häufig.

Auch standortspezifische Faktoren spielen eine große Rolle. Sehr häufig kollidieren Vögel etwa an Stromleitungen in der Nähe großer Gewässer und Flussniederungen, die die Tiere auf ihrem Zug besuchen und als Mauser- und Überwinterungsgebiete nutzen. Werden größere Gewässer und Niederungen oder Verbindungen zwischen Schlaf-, Rast- und Nahrungsgebieten durch Freileitungen gequert, ist der Vogelschutz deshalb besonders zu beachten.

Eine Hilfestellung zur Einschätzung des Risikos im Einzelfall finden Sie in unserer Broschüre Verteilnetzausbau.

 

Kollisionen reduzieren bei der Planung

 

Trassenverschiebung aufgrund eines Feldlerchenbrutplatzes (fiktives Beispiel). Quelle: Google Earth

Trassenverschiebung aufgrund eines Feldlerchenbrutplatzes (fiktives Beispiel). Quelle: Google Earth

Aus Sicht des Vogelschutzes sind Erdkabel die bessere Lösung. Werden dennoch Freileitungen geplant, ist die Trassenführung entscheidend. Oberste Priorität hat die Umgehung sensibler Gebiete. Entscheidend ist auch die Bündelung mit vorhandenen Infrastruktureinrichtungen, etwa mit bestehenden Trassen, Straßen oder Bahnlinien. Im Idealfall können zwei bestehende Stromtrassen auf einem Gestänge zusammengeführt und dadurch ein Neubau vermieden werden.

Wenn ein Netzausbauvorhaben Lebensräume mit erhöhtem Gefährdungspotential durchquert, sind frühzeitig die anfluggefährdeten Vogelarten zu erfassen, das Gefährdungsrisiko zu ermitteln und die Planungen entsprechend anzupassen. Sehr sensible Bereiche sind dabei zu umgehen.

 

Kollisionen reduzieren durch Vogelschutzmarker

 

Vogelschutzmarker machen Freileitungen besser sichtbar. Foto: avacon AG

Vogelschutzmarker machen Freileitungen besser sichtbar. Foto: avacon AG

Vogelschutzmarker sind deutlich sichtbare und bewegliche Markierungen mit hohem Kontrast. Sie werden an den Blitzschutzseilen angebracht und machen sie so für Vögel wahrnehmbar. Untersuchungen zeigen, dass das Kollisionsrisiko damit um bis zu 90 Prozent sinkt. Aktuell werden neue Modelle erprobt, die aufgrund ihrer fluoreszierenden Wirkung auch in der Dämmerung wahrnehmbar sind.

Auch bestehende Freileitungen mit großem Gefährdungspotenzial müssen aus Sicht von BUND und NABU damit nachgerüstet werden.

Kollisionen reduzieren durch gute Leitungsanordnung

 

Einebenenmasten können von Vögeln besser erkannt werden. Bildquelle: uschi dreiucker/pixelio.de

Einebenenmasten können von Vögeln besser erkannt werden. Bildquelle: uschi dreiucker/pixelio.de

Auch die Wahl des Masttyps beeinflusst die Sichtbarkeit der Leitungen und damit das Kollisionsrisiko: Je niedriger die Zahl der Leitungsebenen, desto geringer ist das Kollisionsrisiko. Die vogelfreundlichste Mastvariante ist daher der Einebenen-Mast, bei dem alle Leiterseile horizontal auf einer Ebene geführt werden. Leiterseile können durch eine gebündelte Anordnung und durch die Verwendung von Vogelschutzmarkern für Vögel zumindest während des Tages besser sichtbar gemacht werden.

 

Störwirkungen auf Vogelarten des Offenlandes

Feldlerche | Foto: Birdlife International

Feldlerche. Foto: Birdlife International

Freileitungen im Offenland können vor allem die Lebensräume von Bodenbrütern sowie Rastvögeln entwerten. Feldlerche, Kiebitz, Bekassine und Gänse reagieren beispielsweise empfindlich auf Freileitungen – insbesondere weil sie Ansitze für Greifvögel bieten und somit die Fläche als nicht sicher eingestuft wird.Zudem meiden bestimmte Bodenbrüter vertikale Strukturen wie Strommasten.

Sofern beim Bau Rücksicht auf die Vogelarten genommen wird und keine anderen naturschutzfachlichen Gründe dagegensprechen, sind Erdkabel daher auch in diesem Fall das Mittel der Wahl. Sollen dennoch Freileitungen errichtet werden, kommt der genauen Trassenführung die größte Bedeutung zu. Dabei gilt es, ausreichend große Abstände zu den Nestern störungsempfindlicher Arten einzuplanen.

Stromtod an Freileitungen vermeiden

Stromtod

Ein Weißstorch stirbt den Stromtod. Foto: NABU/Uwe Seidel

Noch immer sterben Vögel durch Stromschlag durch Kurz- oder Erdschlüsse (Elektrokution) an Masten und Bauteilen von Freileitungen der Mittelspannungsebene – obwohl das Bundesnaturschutzgesetz die Sicherung der Anlagen vorschreibt. Da bis heute noch nicht alle Mittelspannungsmasten umgerüstet sind, fordern NABU und BUND die umgehende und flächendeckende Umsetzung der gesetzlich vorgegebenen Maßnahmen.