Windenergie im Wald

Baden-Württemberg gehört mit einem Waldanteil von 38 Prozent zu den waldreichsten Bundesländern. Für die Natur sind lebendige Wälder von unschätzbarem Wert – insbesondere Wälder mit vielen alten oder abgestorbenen Bäumen. Denn sie geben vielen Tier- und Pflanzenarten eine Heimat, bremsen den Klimawandel und halten Luft und Wasser sauber.

Sollen Windenergieanlagen (WEA) im Wald gebaut werden, muss aus Naturschutzsicht genau bewertet werden, welche Qualität der jeweilige Wald hat. Alte, naturnahe Wälder mit zahlreichen Bäumen im Alter von mindestens 140 Jahren sowie extensiv bewirtschaftete Waldflächen sind aus Sicht von BUND und NABU für Windräder tabu (siehe Positionspapier der Verbände). Denn diese Wälder beherbergen in der Regel zahlreiche streng geschützte Arten wie Fledermäuse, die durch den Betrieb einer Windenergieanlage erheblich beeinträchtigt werden können.

 

Starker Wind in (bewaldeten) Höhenlagen

In den bewaldeten Höhenlagen Baden-Württembergs bläst der Wind am stärksten. Daher werden hier auch die meisten WEA gebaut (56,4% in 2017 = 823 MW). Mehr als die Hälfte der installierten Leistung befindet sich bereits in Wäldern, weil sie dort meist die besten Erträge erbringen.

Um die Klimaziele zu erreichen, muss auch Baden-Württemberg die Windenergie ausbauen – auch im Wald. Um möglichst wenig Waldfläche für die Erschließung in Anspruch zu nehmen, sollten vor allem Flächen genutzt werden, die durch das Waldwegenetz bereits erschlossen sind. Zudem sind alle technischen Möglichkeiten zu nutzen, um die Anlagen möglichst naturschonend zu transportiern und zu errichten, etwa durch neue Krantechnologien. Darüber hinaus sind die Standorte in den Höhenlagen sehr gründlich auf Konflikte mit dem Artenschutz zu prüfen, beispielsweise im Hinblick auf den Vogelzug.

 

Waldausgleich

Wenn für Windenergieanlagen Waldflächen gerodet werden, muss ein forstrechtlicher Ausgleich nach § 9 Landeswaldgesetz erfolgen. Es muss also an anderer Stelle neuer Wald entstehen. Aus Naturschutzsicht ist das nicht immer die beste Lösung. Aufgrund des hohen Waldanteils in Baden-Württemberg besteht in einigen Regionen eher ein Mangel an artenreichem Offenland, der durch Ersatzaufforstungen mitunter sogar verschärft wird. Aus Sicht von BUND und NABU wäre es daher in manchen Fällen besser, statt neuen Wald zu schaffen, den bestehenden Wald naturschutzfachlich aufzuwerten.

Waldstandorte: Konfliktpotenziale und Besonderheiten

  • Teilweise sind im Wald andere Arten betroffen, etwa Auerhuhn, Schwarzstorch, waldbewohnende Fledermäuse und Haselmäuse – insbesondere in strukturreichen Wäldern mit hohem Laubholzanteil und viel Totholz.
  • Neben typischen Waldarten brüten auch viele andere Vögel im Wald oder am Waldrand, selbst wenn sie im Offenland ihre Nahrung suchen, wie der Rotmilan.
  • Insbesondere naturnahe, unzerschnittene und störungsarme Wälder sind ein wichtiger Rückzugsort für Arten, die von WEA besonders stark gestört werden.
  • Aktivitäten von Vögeln und Fledermäusen sind im Wald vom Boden aus schlechter einsehbar. Die Erfassung betroffener Arten ist daher erschwert.
  • Untersuchungsmethoden und Bewertungshinweise, die für das Offenland entwickelt wurden, sind nicht ohne weiteres auf den Wald und waldbewohnende Arten übertragbar.
  • Teilweise gibt es im Wald einen höheren Flächenbedarf durch Transportwege und die Anlagen selbst. Auch die Verdichtung des Untergrunds kann problematisch sein.
  • Rodungen führen oft zu erheblichen Lebensraumverlusten und Habitatveränderungen.
  • WEA und die entsprechende Zuwegung können im Wald als Barriere wirken und so den Biotopverbund stören.